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Scharfrichter als Vorfahren

Heute leben noch eine ganze Reihe von direkten Nachfahren der fürstenwalder Scharfrichterdynastie. Das Bild obe zeigt die wichtigsten Nachfahren um 1952. Der Stammbaum zeigt aber, dass heute mindestens 30 direkte Nachfahren existieren. Auch in Fürstenwalde gibt es noch einige wenige.

Zeitleiste

1886 – Andreas Haßelbarth die erste bekannte Erwähnung eines direkten Vorfahren als Besitzer der Scharfrichterei in Fürstenwalde.

1703 – Johann Christoph Untermann, Scharfrichter in Fürstenwalde, heiratet Eva Maria Gutschlag.

1725 – Johann Christoph Untermann nimmt die letzte öffentliche Hinrichtung in Fürstenwalde vor

1771 – Sein Sohn, Georg Philip Untermann verfügt in seinem Testament die Aufteilung der Scharfrichterei Fürstenwalde an seine Witwe Eva Maria (geb. Franz) und seine Kinder.

um 1771 – Die Tochter Cathariner Elisabeth heiratet den Scharfrichter Carl Christian Ackermann aus Dorau, der die Scharfrichterei Fürstenwalde weiter führt.

um 1771 – Die Tochter Maria Elisabeth heiratet den Scharfrichter Johann Christoph Hahn, deren Tochter Dorothea Friederike später den Joseph Carl Juckwer heiratet. Der Mann im „Ariernachweis“

Nun aber zur Geschichte

Etwa um 1998 fiel mir durch Zufall dieser sogenannte Ariernachweis, den im 3. Reich jeder anfertigen musste, in die Hände. Die eingekreiste Eintragung wies auf einen Joseph Carl Juckwer hin, welcher in Mittenwalde Scharfrichter gewesen sein soll. Damit war ich „infiziert“. Es begann eine lange „Reise“ durch die Geschichte, die mich von Mittenwalde über Cöpenick (Berlin Köpenick – damals noch eigenständiges Fischerdorf) quer durch die Mark Brandenburg nach Eberswalde, Küstrin und zum Schluss – überraschenderweise – wieder zurück in meine Heimatstadt Fürstenwalde an der Spree führte. Hier sei angemerkt, dass diese „Reise“ nur möglich war, weil mich Frau Dr. Ilse Schumann aus Klein Machnow dabei „begleitete“. Sie beschäftigte sich schon sehr lange und intensiv mit den Scharfrichtern in Brandenburg.

Mit Andreas Haßelbarth taucht erstmals einer meiner Vorfahren als Besitzer der Scharfrichterei in Fürstenwalde auf. Nachweislich übte er dieses Amt von 1686 bis 1690 aus. Über seine Ehefrau und seine Kinder sowie über Herkunft, Geburt und Tod ist nichts weiter bekannt.

Bekannt ist aber, dass eine seiner Töchter, Catharina Haßelbarth, den Sohn des Eberswalder Scharfrichters, Christian Gutschlag, heiratete, der die Fürstenwalder Scharfrichterei weiterführte. Der Beruf des Scharfrichters durfte nur von männlichen Nachkommen ausgeübt werden, sodass weibliche Nachkommen von Scharfrichtern immer wieder gezwungen waren, Männer zu heiraten, die bereits aus einer anderen Scharfrichterdynastie stammten oder aber als Quereinsteiger bereit waren, diesen „unehrlichen Beruf“ auszuüben. Geld war dabei nie ein Problem, denn Scharfrichter waren für damalige Verhältnisse sehr wohlhabend.

So war es auch in meiner Familie. Die Scharfrichtereien gingen fast ausschließlich über die weibliche Linie weiter. Die Tochter aus der Verbindung Haßelbarth/Gutschlag heiratete zunächst den Scharfrichter Christian Reinknecht, nach dessen Tod aber noch einmal den Scharfrichtersohn aus Radeburg, Johann Christian Untermann.

Um 1835 war die Scharfrichterei in die Trebuser Straße umgezogen, weil eine Abdeckerei, die ja in jedem Falle dazu gehörte, mitten in der Stadt nicht mehr tragbar war. 1875 zog sie nochmals um in die „Morgenländer“ hinter der Durin’schen Ofenfabrik. Das zeigte Carl Geiger, Scharfrichter, am 24.02.1875 im Fürstenwalder Wochenblatt No. 16 an. Gemeint war offensichtlich die Forststraße (heute Ehrenfried-Jopp-Straße). In dem vorher angezeigten Dokument des OLG Frankfurt/O hat das ganz unten Frau Dr. Ilse Schumann auch noch einmal festgehalten.

Joseph Christoph Untermann war es auch, der 1725 die letzte öffentliche Hinrichtung in Fürstenwalde vorzunehmen hatte. Dr. Goltz berichtete darüber in seiner Stadtchronik.