Rob Carl Gerlach in Fürstenwalde

Gerade den älteren Fürstenwaldern dürften die Bilder oben noch im Gedächtnis sein.

Eigentlich war sein Name ja Robert Karl aber er fand Rob Carl interessanter und verwendete diesen Namenszug später für seine Firma. Auch in der Familie wird er eigentlich nur Rob Carl genannt.

Am 21.01.1906 heiratete Rob Carl Gerlach in Erkner Helene Emma Linde-Herrmann. Deren Eltern betrieben in der Friedrichstraße einen Fouragegroßhandel. Rob Carl wurde Mitinhaber (siehe Bild unten). Die Herkunft der Familie Linde-Hermann ist nicht weiter zu verfolgen. Es scheint so, als würden die Wurzeln dieser Familie nach Erkner und Hessenwinkel führen. Dass sie nicht unvermögend waren, zeigt ein noch erhaltener und sehr beeindruckender Grabstein auf dem Friedhof in Erkner.

Am 14.03.1909 wurde der erste Sohn, Herbert Gustav Karl, geboren. Zwei weitere Kinder, Ruth Clara-Marie und Günter Erich Eugen, folgten noch.

Um 1912 kaufte Rob Carl die „Villa Ruth“ in der Ackerstraße 5 (heute Carl-Cheret-Straße). Auf dem Güterbahnhof Fürstenwalde errichtete er sein Kontor. Er erweiterte seinen Furagehandel um einen Landmaschinenhandel, der in der Zukunft die Hauptgeschäftstätigkeit der Gerlachs darstellen sollte. Die Firma Gerlach hatte die Generalvertretungen für die Landmaschinenhersteller Saxonia, Krupp, Westfalia, Siedersleben und Kusemann inne. Als der älteste Sohn, Herbert, die Lehre als Eisenwarenhändler abgeschlossen hatte, bereiste er als Vertreter der Firma die Regionen östlich und westlich der Oder.

Vater und Sohn gelang es, das Unternehmen so zu entwickeln, dass bis 1940/41 sechs bis acht Mitarbeiter an 3 Standorten beschäftigt wurden. Neben dem Kontor am Güterbahnhof gab es noch eine Landmaschinenwerkstatt auf Pachtland, dort wo heute in Nord die Araltankstelle ist, und ein Ersatzteillager in der Forststraße (heute Ehrenfried-Jopp-Straße, Fleischerei Ziehm).

Bereits mit Kriegsbeginn traf es auch die Fa. Gerlach. Der Sohn Günter wurde eingezogen und fiel bei Charkiw, und die anderen männlichen Mitarbeiter mussten durch zugewiesene Fremdarbeiter ersetzt werden, um die Versorgung der deutschen Landwirtschaft aufrecht zu erhalten. Zum Ende des Krieges 1945 wurde infolge der Kriegseinwirkungen auf den Bahnhof Fürstnwalde das gesamte Warenvermögen der Fa. zerstört.

Nach dem Ende des Krieges packten Vater Rob Carl und Sohn Herbert noch einmal kräftig an, bargen wertvolle Maschinen und Ersatzteile aus den Trümmern und starteten neu. Leider waren die neuen kommunistischen Machthaber anderer Meinung und enteigneten 1947 die Gerlachs unter der Anschuldigung, als NSDAP-Mitglieder Kriegsgewinnler zu sein.

Aus den Aktenrecherchen im Kreisarchiv Oder-Spree konnte entnommen werden, dass Rob Carl dagegen Widerspruch einlegte und letztlich auch wegen nicht vorhandener Beweise im März 1948 seine Fa. wiederbekam. Allerdings wurde ihm die Großhandelskonzession verwehrt, und er erhielt nur eine befristete Genehmigung, mit Ersatzteilen zu handeln und Reparaturen an Landmaschinen durchzuführen. Man wollte und konnte nicht auf seine exzellenten Beziehungen verzichten, konnte aber auch nicht die Versorgung der sozialistischen Landwirtschaft in die Hände eines bürgerlichen Unternehmers legen.

Rob Carl betrieb seinen Ersatzteilhandel noch bis in den Anfang der 1950er Jahre, bevor er sich endgültig in den Ruhestand verabschiedete.

Mit Sicherheit wusste er nicht, dass seine Vorfahren die Scharfrichter in Fürstenwalde waren. Es hätte auch überhaupt nicht in sein Standesbild gepasst…