Fürstenwalde und der FC Bayern München

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Franz John

Franz Adolf Louis John war ein „Bayer“ der ersten Stunde – und man kann sogar sagen: Ohne ihn würde es den FC Bayern, dessen Namensgeber er auch war, in seiner heutigen Form womöglich gar nicht geben. Denn es war der gebürtige Brandenburger, der in den ersten Wochen des Jahres 1900 gemeinsam mit seinem Freund Josef Pollack dafür sorgte, dass sich 17 junge Fußballer von den konservativen Turnern des MTV München lossagten. Sie folgten ihrem Streben nach Unabhängigkeit. Elf von ihnen gründeten schließlich am 27. Februar 1900 im „Café Gisela“, nahe des Odeonsplatzes, den „Fußballclub Bayern München“. Um 23.15 Uhr an jenem Tag war der heutige deutsche Rekordmeister geboren.

John, geboren am 28. September 1872 in Pritzwalk, war ein sportbegeisterter Mann – und somit bestens geeignet, mit gerade mal 27 Jahren zum ersten Vorsitzenden des Klubs ernannt zu werden. Es dauerte nicht lange, bis der aus Pankow bei Berlin zugezogene Fußballpionier den FC Bayern mit seiner Energie zur treibenden Kraft im Münchner Fußball machte. Wie viele der Gründerväter war auch John Teil der Münchner Kunstszene. Der Sohn eines Postsekretärs wohnte und arbeitete in Schwabing sowie der Maxvorstadt, unweit des Gründungsortes. Sein Geld verdiente er als künstlerischer Fotograf im Atelier Friedrich Müller, einer der renommiertesten Adressen für Porträtfotografie.

Obwohl John nur bis 1903 in seinem Amt blieb, prägte er den Club mit seinen Visionen enorm. Später, wieder in Berlin, sagte er: „Meine Münchner Jahre, sie waren doch meine schönsten.“ Zum Ehrenpräsidenten wurde er 1925 in seiner Abwesenheit ernannt, der Kontakt zum FC Bayern gestaltete sich – zurück in Berlin – immer loser. Und dennoch blieb ein Band zwischen dem Verein und seinem ersten Präsidenten. Zu Lebzeiten und danach. 1936 bekam er das goldene Ehrenzeichen verliehen. 1947 richtete Präsident Kurt Landauer folgende Zeilen an ihm: „Wie Sie den Club geleitet haben in den ersten Jahren seines Bestehens so ist das für fast alle späteren Vorsitzenden richtungsgebend und maßgebend gewesen. Ihr Vorbild war der Leitstern und die Erfolge haben bewiesen, daß wir auf dem richtigen Wege gewesen sind.“ Von Beginn an zeigte sich der Klub unter John weltoffen, tolerant, zielstrebig, Neuerungen gegenüber aufgeschlossen, aber auch bodenständig.

Weil John nach einem Bombenangriff auf sein Foto-Atelier in Pankow 1943 mittellos geworden war, versorgten ihn seine alten Freunde aus München nach dem Zweiten Weltkrieg mit Lebensmitteln.

Grabstelle Franz John auf dem Friedhof Fürstenwalde




Er starb vereinsamt am 17. November 1952 im Alter von 80 Jahren in Pankow; seine Spuren hatten sich verloren. Der Berliner Journalist Hans-Joachim Rechenberg spürte das vergessene Grab in Fürstenwalde auf. Seine wohl in Fürstenwalde/Spree lebenden Schwester Gertrud holten das Grab auf den hiesigen "Neuen Friedhof"

Fans des FCB forderten dann die Wiederherstellung des Grabes nach Beendigung der Laufzeit der Grabstelle. Zum 100. Jubiläum des Klubs ließ der FC Bayern, auf Initiative von Fans des Vereins, auf Franz Johns verfallenem Grab in Fürstenwalde einen neuen Gedenkstein im Andenken an seinen Gründungspräsidenten aufstellen, der an seine Verdienste um den Verein erinnert.

Er ist somit der zweitbekannteste „Franz“ in München aber in Fürstenwalde fand er seine letzte Ruhestätte.