Die Geschichte der Erschießung von drei sowjetischen Parlamentären: Unterschied zwischen den Versionen

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Dabei werden erstaunlich genaue Einzelheiten genannt:
 
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'''-Der Tatort:'''      eine Panzersperre „bei den Weberhäusern“ am Ortsausgang in Richtung
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'''-Der Tatverlauf:'''  eine Gruppe von 3 russischen Soldaten mit einem Trompeter , überqueren   
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                              zunächst die Frontlinie unbeschädigt  und bringen ihr Anliegen  an den
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                            deutschen Stadtkommandanten, die kampflose Übergabe der Stadt an die
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                              russische Armee zur Vermeidung weiterer Opfer vorzunehmen  den
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                            deutschen Soldaten der Besatzung der Panzersperre vor.
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                              Der Stadtkommandant soll davon Kenntnis erhalten haben.
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                              Von ihm soll der Befehl zur Erschießung der Parlamentäre ausgegangen
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                              sein.                       
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'''-Die Tat :'''            die Schüsse deutscher Militärs auf die Parlamentäre .

Version vom 16. Juli 2022, 11:38 Uhr

Einleitung

Kaum ein Ereignis aus den letzten Kriegstagen hat so kontroverse Diskussionen und Nachforschungen ausgelöst, wie die Erschießung von drei sowjetischen Parlamentären. Der Tatort soll bei den Weberhäusern am Ortsausgang nach Hangelsberg gewesen sein und die Erschießung soll vom Stadtkommandanten befohlen worden sein.

Im Grund gibt es auf der Grundlage von Zeitzeugenbefragungen und Nachforschungen in verschiedenen Archiven zwei Versionen. Die Nachforschungen von Alfred Wegewitz kommen zu dem Schluss, das diese Erschießung nicht stattgefunden haben kann, weil es keinerlei Hinweise in Militärarchiveb darauf gibt. Die Nachforschungen von Gerd-Dieter Bietz - ebenfalls Hobbyhistoriker und beschäftigt mit der Militärhistorie der Stadt - ergeben, dass die Ermordung der Parlamentäre eher wahrscheinlich ist und der fehlende Nachweis aus Archiven nicht zwingend die Schlussfolgerung erlaubt, dass Zeitzeugenberichte eher Lenden und somit zweifelhaft sein.

Beide Versionen werden hier erläutert und zeigen, dass der Umgang der Historiker mit Zeitzeugenberichten und Archivunterlagen nicht ganz einfach ist und eben auch neben den Fakten, vergleichende Überlegungen mit zur Ergebnisbildung beitragen müssen.

Version Alfred Wegewitz

Zur Frage der Ermordung von Parlamentären am 20. oder 21.April 1945 in Fürstenwalde

Tatsachen Oder Gerücht - von Alfred Wegewitz

Auskunft des Militärarchivs Podolsk

Nach dem Eingang der Auskunft des zentralen Militärarchivs der russischen Förderation Podolsk vom 25.1.2008 , wonach in den Kriegstagebüchern der sowjetischen Einheiten , die am Sturm auf Fürstenwalde beteiligt waren , keine Hinweise auf einen derartigen Vorgang am 20.oder 21.April 1945 zu finden ist , bedarf dieses Thema einer zusammenhängenden Darstellung.

Übersetzung Im Archiv MO RF wurde das Schreiben von Herrn Wegewitz mit der Bitte, etwas über die Tatsache der Erschießung von Parlamentären durch deutsche Soldaten während des Sturmes auf die Stadt Fürstenwalde herauszufinden , bearbeitet.

Nach der Dokumentation wurde festgestellt, daß die Stadt Fürstenwalde am 22.April 1945 von Truppen des 25.Schützenkorps der 69.Armee des 1.Weissrussischen Front in der Zusammensetzung : -117.und 41. Schützendivision; -33. Schweres Garde Panzerregiment, -ein Teil der 12.selbstfahrenden Artilleriegeschütz Brigade, -1205. selbstfahrendes Artilleriegeschütz Regiment befreit wurde..

Die 41. Schützen Division (139., 244., 102.Schützenregimenter) hat im östlichen Teil Fürstenwaldes gekämpft. Die 117. Schützendivision (240., 275., 820.Schützenregimenter) marschierte in die Stadt von Norden ein. Die 1205. Pionier Brigade und die 33.Garde Brigade kämpften zusammen mit der 41.Schützendivision. Die 12. Pionierdivision mit der 117.Schützendivision.

In Dokumenten der oben genannten Militärteile und Gruppierungen, so wie in den Dokumenten des 25.Schutzenkorps und der 69.Armee sind Informationen über eine Erschießung von Parlamentären am 20. oder 21.April 1945 nicht vorhanden.

Es stehen sich nunmehr zwei Tatsachenbehauptungen - dem Anschein nach unvereinbar – gegenüber.

Die Auskunft aus Podolsk scheint zu klären, daß ein solches Kriegsverbrechen im April 1945 in Fürstenwalde nicht stattgefunden hat. Es wäre ziemlich unwahrscheinlich, daß ein derart schwerwiegender Vorgang in den Kriegstagebüchern der im Kampf um Fürstenwalde verwickelten russischen Einheiten keinen Niederschlag gefunden hätte.

Meines Erachtens sollte man aber andere Quellen, die über diesen Vorfall - z.T. sehr detailliert –berichten , nicht völlig unerwähnt lassen.

Jedoch - wenn man die damalige Situation in Fürstenwalde unter dem Gesichtspunkt betrachtet, welche verläßlichen Zeugnisse über militärische Vorgänge zu erwarten wären -, wird man zu der Schlußfolgerung kommen müssen, daß schriftliche oder gar fotografische Dokumente nicht existieren dürften und als schlüssige Beweismittel präsentiert werden könnten.

Die deutsche militärische Organisation war in der zweiten Aprilhälfte 1945 weitgehend zusammen gebrochen. Eine Dokumentation ihrer Handlungen , z.B. in Form von Kriegstagebüchern , gab es kaum mehr , zumindest was die im Raum Fürstenwalde eingesetzten Verbände betrifft. Diese Truppen selbst waren meistens zusammengewürfelte , ad hoc aufgestellte , kleinere Einheiten , die sich sehr rasch wieder auflösten , wenn sie unter dem Druck der sowjetischen Angriffen den Rückzug antreten mußten. Der in Fürstenwalde aus einheimischen älteren Männern gebildete und eingesetzte Volkssturm hatte erst recht nicht eine Struktur , die irgend eine Dokumentation seiner Aktionen durchführte, geschweige denn der Nachwelt überlieferte.

Also kann man nur erwarten, daß individuelle Zeitzeugnisse , wie Tagebuchaufzeichnungen , zeitnah niedergeschriebene Berichte oder Erinnerungen von heute befragten Zeitzeugen ein wenig Licht in die damaligen Vorgänge bringen könnten.

Es ist ein Fakt , daß über eine Ermordung von Parlamentären in Fürstenwalde zu dem genannten Zeitpunkt in einigen Berichten gesprochen wird.

Dabei werden erstaunlich genaue Einzelheiten genannt: -Der Tatort: eine Panzersperre „bei den Weberhäusern“ am Ortsausgang in Richtung

                  Hangelsberg

-Der Tatverlauf: eine Gruppe von 3 russischen Soldaten mit einem Trompeter , überqueren

                             zunächst die Frontlinie unbeschädigt  und bringen ihr Anliegen  an den
                            deutschen Stadtkommandanten, die kampflose Übergabe der Stadt an die
                             russische Armee zur Vermeidung weiterer Opfer vorzunehmen  den
                            deutschen Soldaten der Besatzung der Panzersperre vor. 
                             Der Stadtkommandant soll davon Kenntnis erhalten haben.
                             Von ihm soll der Befehl zur Erschießung der Parlamentäre ausgegangen 
                             sein.                        

-Die Tat : die Schüsse deutscher Militärs auf die Parlamentäre .